Gibt es nachhaltige Alternativen zum Augenpflaster bei funktioneller Schwachsichtigkeit?
Muss dein Kind auch ein Augenpflaster tragen? Hast du dich auch schon darüber geärgert, dass so ein Pflaster nach jedem Tragen im Mülleimer landet? Hat dein Kind vielleicht auch Probleme mit Ausschlag unter dem Pflaster? Ist das Auge im Sommer vom Schweiß ganz feucht und gereizt? Reibt sich dein Kind auch immer erst gründlich das Auge nach Entfernen des Augenpflasters? Weigert sich dein Kind, das Augenpflaster zu tragen? Hast du dich vielleicht auch schon mal gefragt, ob es eine nachhaltige Alternative zu diesen Augenpflastern gibt, die nicht mit diesen Problemen behaftet ist?
Hinweis 1: Dieser Artikel spiegelt eigene Erfahrungen und Meinungen wider und ist kein Ersatz für den Rat von medizinischen Fachkräften. Bei gesundheitlichen Beschwerden wende dich bitte an entsprechende medizinische Fachkräfte.
Hinweis 2: Dieser Artikel enthält Text, der als Werbung ausgelegt werden könnte. Es handelt sich jedoch nicht um einen Sponsored Post. Auch Affiliate Links sind in diesem Artikel nicht enthalten. Ich erhalte hierfür keinerlei Gegenleistung, sondern möchte einfach nur meiner Freude über die vorgestellten Alternativen zu Einweg-Augenpflastern Ausdruck verleihen und andere Menschen mit ähnlichen Problemen auf diese Alternativen aufmerksam machen.
Wozu überhaupt Augenpflaster bzw. Abdecken eines Auges?
Kinder mit bestimmten Augenproblemen, z. B. Strabismus, müssen häufig einige Zeit lang ein Auge abdecken. Wozu eigentlich? Was wird mit dieser Vorgehensweise bewirkt?
Lange Zeit dachte ich, dass mit diesem Verfahren die Notwendigkeit einer sogenannten Schiel-OP vermieden wird. Das ist so allerdings nicht ganz richtig. Unser Augenarzt hat uns erklärt, dass es in erster Linie darum geht, die Sehfähigkeit des schlechteren Auges zu erhalten oder sogar zu verbessern. Es wird also eine funktionelle Sehschwäche behandelt, nicht das Schielen selbst.
Dazu sollte die Behandlung so früh wie möglich beginnen. Normalerweise würde das Gehirn versuchen, das schlechtere Auge zu ignorieren, sodass die Sehfähigkeit sich sogar noch verschlechtern würde. Durch Abdecken des besseren Auges wird das Gehirn praktisch gezwungen, sich auf das schlechtere zu konzentrieren. Ein bisschen sehen ist auf jeden Fall besser als gar nichts sehen. So kann das Gehirn das schlechtere Auge nicht mehr ignorieren. Das könnte man vergleichen mit einem Fitnesstraining für das schlechtere Auge. So wie man eben beispielsweise einen schwächeren Arm trainiert, um ihn zu stärken.
Unsere Erfahrungen
Wir hatten bzw. haben immer noch mit fast allen der oben aufgeführten Probleme zu kämpfen, seit mein Kind ein Augenpflaster tragen muss.
Spezialpflaster wegen Ausschlag
Zunächst hatten wir vom Augenarzt einige Pflaster zur Probe bekommen. Da zeigte sich bereits, dass mein Spatz diese normalen Augenpflaster nicht vertrug. Jedes Mal bekam er schon nach kurzer Zeit Ausschlag am abgeklebten Auge. Dann hat uns der Augenarzt spezielle, hautschonende Silikonpflaster verschrieben. Diese Pflaster lösten zumindest das Problem mit dem Ausschlag.
So viel Müll
Aber die anderen Probleme blieben. Jeden Tag landete mindestens ein Augenpflaster im Müll. Wenn Sohnemann meinte, es vor der Zeit abzunehmen, landeten auch schon mal mehrere Pflaster pro Tag im Müll. Außerdem wurde uns empfohlen, im Sommer das Augenpflaster nach spätestens ein bis zwei Stunden zu wechseln. Da Sohnemann anfangs das Pflaster fünf bis sechs Stunden tragen musste, waren das dann schon mal drei bis fünf Pflaster am Tag.
Hinzu kommt noch die Verpackung aus beschichtetem Papier und ein beiliegendes Poster aus demselben Material. Auf dieses Poster sollen die Pflaster nach Benutzung aufgeklebt werden. Das soll die Kinder anspornen, die Pflaster zu tragen. Bei uns ist das jedoch nicht besonders wirksam. Nur für eine recht kurze Zeit war dieses Poster interessant für meinen Zwerg. Jetzt klebt er die Pflaster lieber irgendwo im Haus hin, beispielsweise auf die Tür zu meinem Home Office oder auf den Couchtisch im Wohnzimmer.
Reizende Augenpflaster
Im Sommer wurde auch besonders deutlich, dass selbst die angeblich so hautfreundlichen Silikonpflaster offenbar nicht so angenehm zu tragen sind. Der vom Pflaster abgedeckte Bereich ist fast ständig einem feuchtwarmen Klima ausgesetzt. Das sind ideale Bedingungen für alle möglichen Mikroorganismen, von denen mit Sicherheit nicht alle dem Auge freundlich gesinnt sind. Jedenfalls reibt sich Sohnemann nach jedem Abnehmen des Pflasters erst einmal gründlich das Auge. Es ist also offenbar durch das Tragen der Pflaster gereizt. Auch das Reiben selbst sehe ich eher kritisch, denn so können noch zusätzlich Schmutz und Bakterien ins Auge gelangen.
Räumliches Sehen ist beeinträchtigt
Ein nicht zu unterschätzendes Problem ist auch das durch das Pflaster beeinträchtigte räumliche Sehvermögen. Ich nehme an, dass das auch ein starker Faktor dafür ist, dass Kinder das Abkleben nicht mögen. Sie merken ja auch, dass sie dadurch eingeschränkt sind, dass sie schneller stolpern, dass sie bestimmte Dinge mit Pflaster auf dem Auge nicht so gut ausführen können wie ohne dieses Pflaster. Ich denke da bei meinem Sohn insbesondere an das Anzünden und Löschen der Kerzen während des Morgenkreises im Kindergarten. Darauf freut sich mein Kleiner immer besonders. Aber mit abgeklebtem Auge traf er mit dem brennenden Streichholz nicht den Docht. Da er das Plaster nur noch zwei bis drei Stunden tragen muss, konnten wir diesen Zeitraum glücklicherweise auf den Nachmittag legen. So kann er vormittags die Brille tragen, die nicht sein räumliches Sehvermögen behindert.
Suche nach Alternativen
So richtig nach Alternativen gesucht habe ich eigentlich gar nicht. Ich hatte andere Sorgen. Aber mein Unterbewusstsein arbeitete weiter an diesem Thema. Hinzu kam, dass meine Mutter mir erzählt hat, dass ich als Kind auch ein Auge abdecken musste. Allerdings hatte ich damals keine Pflaster, sondern die Brille wurde entsprechend präpariert. Diese Information hat sich in meinem Kopf festgesetzt, und ich habe mich gefragt, warum muss es unbedingt dieses Pflaster sein mit all den damit verbundenen Problemen?
Also habe ich mir Gedanken gemacht. Das Pflaster einfach wegzulassen, war natürlich keine Alternative, denn ich möchte natürlich nicht, dass sich die Sehschwäche bei meinem Kind verstärkt.
Einfach nur das Brillenglas abzudecken, war leider auch nicht die beste Lösung, da ja ringsum immer noch Licht an das auf diese Weise abgedeckte gesunde Auge kam. Außerdem konnte Sohnemann dann einfach über die Brille schauen. Aber wie könnte man das gesunde Auge ohne die genannten Probleme abdecken?
Gefundene Alternativen
Brillenglas abdunkeln
Hi-Tech-Brille (noch in der Entwicklung)
Auf der Suche nach Alternativen bin ich ziemlich schnell auf einen Artikel über eine Spezialbrille als Alternative zum Augenpflaster gestoßen.
Im November 2018 hat das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik auf der Messe Medica in Düsseldorf das Funktionsmodell einer elektronischen Shutter-Brille mit sensorischem Feedback vorgestellt.
Diese Brille soll die Abdeckung des Auges je nach Situation interaktiv steuern können. So kann beispielsweise die Abdeckung ausgesetzt werden, wenn das Kind gerade besonders aktiv ist. Damit kann die Unfallgefahr durch die Beeinträchtigung des räumlichen Sehens beim Abdecken eines Auges vermieden werden.
Durch den Einsatz verschiedener Sensoren ist eine Anpassung der Verdunklung über Echtzeitdatenverarbeitung möglich. So kann die Brille beispielsweise erkennen, ob sie korrekt sitzt, ob die Okklusionszeiten eingehalten werden, welche Aktivitäten das Kind gerade ausführt. Anhand dieser Daten und unter Berücksichtigung des Behandlungsplans kann die Verdunklung angepasst werden.
Die Verdunklung erfolgt durch Ansteuerung von LCD-Kristallen im Brillenglas.
Ich habe die Brille hier nur kurz vorgestellt. Wenn du mehr über die Brille erfahren möchtest, lies bitte den oben verlinkten Artikel oder den Artikel des Fraunhofer-Instituts mit weiterführenden Links.
Glas bei herkömmlicher Brille abkleben
Eine bis vor kurzem noch weit verbreitete Methode ist das Abkleben des Brillenglases vor dem starken Auge. Das war wohl auch die Variante, die ich selbst als Kind erlebt hatte.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Da kein direkter Hautkontakt vorliegt, gibt es auch keine Unverträglichkeit.
- Wenn das Kind die Brille bereits gut akzeptiert, wird diese Variante meist auch problemlos akzeptiert.
Aber auch die Nachteile sind nicht ohne:
- Da die Okklusion meist zeitlich auf eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Tag begrenzt ist, fällt auch hier täglich verbrauchtes Einwegmaterial als Müll an.
- Zudem funktioniert diese Variante nur, wenn das Kind die Brille akzeptiert. Das war bei uns anfangs ein echtes Problem. Erst nach etwa 8 bis 9 Monaten legte sich die Ablehnung gegen das Tragen der Brille.
Mittlerweile wird diese Variante kaum noch angewendet, da davon auszugehen ist, dass sie wegen des Lichteinfalls von der Seite, von oben und von unten nicht ausreichend erfolgversprechend ist.
Augenklappe
Piratenklappe
Die sogenannte Piratenklappe ist eine einfache Augenklappe, die mithilfe von Bändern, die am Hinterkopf zusammengebunden werden, vor dem Auge in Position gehalten wird.
Bei entsprechender Materialwahl sollte zumindest das Problem mit dem Ausschlag erledigt sein. Auch die Akzeptanz durch das Kind ist größer, insbesondere wenn es sich für das Thema Piraten begeistern kann.
Allerdings liegt diese Augenklappe direkt am Gesicht an, sodass (wie auch beim Pflaster) der Lidschlag behindert wird. Die Wimpern schleifen an der Augenklappe, was eventuell als unangenehm empfunden wird.
Diese Augenklappe wird eigentlich nicht für die medizinische Anwendung empfohlen. Ich denke, sie sind eher für Kostümfeste geeignet.
Augenklappe zum Befestigen an der Brille
Bei dieser Art der Augenklappe ist der Abstand zum Augenlid ausreichend groß, um eine Berührung auszuschließen, denn sie werden an der Brille befestigt und bedecken das Brillenglas. Um auch den Lichteinfall von oben, von unten und von der Seite zu verhindern, sind die Augenklappen so geformt, dass sie sich rundum an das Gesicht schmiegen.
Diese Klappen gibt es auch aus Bio-Baumwolle. Das sollte den Kindern mit empfindlicher Haut bzw. Problemen mit Ausschlag helfen.
Die meisten Anbieter bieten verschiedene Designs an. Teilweise kann man sich mit dem Kind zusammen das Design der Augenklappen sogar selbst zusammenstellen.
Sie sind waschbar und können über die gesamte Behandlungsdauer verwendet werden. Es entsteht also kaum Müll. Lediglich eventuelle Verpackungsmaterialien und am Ende der Behandlung die Augenklappe selbst.
Ich würde mindestens zwei dieser Augenklappen empfehlen, um sie zwischendurch waschen zu können, ohne die Behandlung unterbrechen zu müssen.
Sonstige Alternativen zum Augenpflaster
Neben den oben aufgeführten Alternativen gibt es noch ein paar weitere, die ich jedoch nur der Vollständigkeit halber aufliste. Eigentlich finden sie – aus nahe liegenden Gründen – kaum Anwendung.
Okklusion durch Augentropfen
In diesem Fall werden Augentropfen in das Auge gegeben, um dieses medikamentös abzudunkeln. Da die Okklusion zumeist im frühen Kindesalter erfolgt und kaum ein kleines Kind sich gern täglich Augentropfen verabreichen lässt, halte ich diese Möglichkeit für keine sinnvolle Alternative. Wenn ich daran denke, wie sehr sich mein Kind schon gegen Augentropfen für die Untersuchung beim Augenarzt wehrt, würde mir vor diesem täglichen Kampf wirklich grauen. Das wäre mit Sicherheit noch schlimmer als die Augenpflaster. Und man sollte auch nicht vergessen, dass jedes Medikament, das eine Wirkung hat, auch unerwünschte Nebenwirkungen hat.
Okklusion durch verdunkelnde Kontaktlinsen
Auch diese Alternative findet kaum Anwendung. Oder habt ihr schon mal versucht, einem kleinen Kind Kontaktlinsen zu verpassen?
Fazit
Es gibt definitiv Alternativen zum Augenpflaster. Für besonders nachhaltig halte ich die am Brillenglas zu befestigenden Augenklappen aus Bio-Baumwolle. Das Müllaufkommen ist gering. Die Augenklappen sind waschbar und hautverträglich. Die Kinder können sich selbst Designs aussuchen, sodass sie die Klappen auch leichter akzeptieren können. Die Kosten sind deutlich geringer und entstehen nur ein- bis zweimal im Gegensatz zu den während der gesamten Behandlungsdauer immer wiederkehrenden Kosten für das Einwegprodukt Augenpflaster.
Interessant insbesondere für den Behandlungserfolg könnte auch die intelligente Brille sein, wenn sie ausgereift ist. Etwas kritisch sehe ich hier allerdings den Lichteinfall von oben, von unten und von der Seite. Zumindest ist mir bisher nicht bekannt, dass dieses Problem bei dieser Brille in irgendeiner Form Berücksichtigung findet. Eventuell bietet ja die elektronische Regulierung und Aufzeichnung tatsächlich so große medizinische Vorteile, dass besagter Lichteinfall vernachlässigbar ist.
Was haltet ihr von den einzelnen Alternativen? Welche Erfahrungen habt ihr selbst oder mit eurem Kind in dieser Sache gemacht? Habt ihr Ideen für weitere Alternativen oder kennt ihr weitere Alternativen? Schreibt einfach einen Kommentar. Ich ergänze dann gegebenenfalls gern den Artikel.
finn
09.07.2019, Uhr
Für den Neffen wird bestimmt die Piratenklappe super passen. In einem Monat wird die Therapie fortgesetzt. Zu den verdunkelnden Kontaktlinsen eine Frage: können die als Sonnenschutz auch eingesetzt werden? Das Richtigste zum Reisen?!
Anja
10.07.2019, Uhr
Hallo Finn,
ich gehe davon aus, dass die Kontaktlinsen allein definitiv nicht als Sonnenschutz reichen würden. Zum Einen decken Kontaktlinsen nicht das gesamte Auge ab, sodass der Rest vom Auge trotzdem noch dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Zum Anderen geht es bei der Okklusionstherapie ja darum, die Sehfähigkeit des gesunden Auges zeitweise komplett auszuschalten. Es wird also immer nur ein Auge abgedeckt, und zwar möglichst so, dass kein Licht auf den Sehnerv gelangt. Auch wenn ich die Recherche zu den Kontaktlinsen aufgrund meiner Zweifel an ihrem Sinn (da sich kleine Kinder wohl kaum Kontaktlinsen einsetzen lassen) nicht weiter verfolgt habe, gehe ich davon aus, dass diese eben auch nur auf einem Auge eingesetzt werden und zumindest die Pupille komplett abdecken. Daher gehe ich davon aus, dass die mögliche Restsehfähigkeit bei Einsatz dieser Kontaktlinsen nicht ausreichen würde, um einen Einsatz bei beiden Augen sinnvoll erscheinen zu lassen.
Diese Argumente bauen natürlich rein auf der Logik und meinen Schlussfolgerungen auf. Solltest du das weiterverfolgen wollen, müsstest du dich am besten an Fachleute in diesem Bereich wenden, z. B. Optiker oder Augenarzt oder ggf. auch Hersteller solcher Kontaktlinsen.
Liebe Grüße
Anja
Caro
12.08.2020, Uhr
Gibt es für nicht Nähbegabte diese waschbaren Augenklappen wo zu kaufen? Vielen Dank für all die tollen Infos und Tipps!
Anja
13.08.2020, Uhr
Hallo Caro,
wir haben unsere Augenklappen von Kaans Patch. Es gibt aber auch noch andere Anbieter. Einfach „Augenklappe Okklusionstherapie“ in die Suchmaschine deiner Wahl eingeben, und es erscheinen verschiedene Anbieter.
Liebe Grüße
Anja