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Bahnfahren – immer wieder ein Abenteuer

Die Entscheidung für den Zug

Mein Sohn ist 5 und interessiert sich wie viele andere Kinder in seinem Alter für Züge. Ich interessiere mich für Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen. Was liegt da näher, als mit dem Zug zu den Großeltern zu fahren? Immerhin gibt es sogar einen Bahnhof in dem Dorf, in dem sie wohnen. Ich muss nicht 4 bis 5 Stunden am Lenkrad sitzen und kann mich während der Fahrt um mein Kind kümmern. Das verspricht doch entspannte Fahrt, oder?

OK, da wäre dann noch die Sache mit dem Gepäck – wir müssen den Autokindersitz mitnehmen, wenn wir nicht nur im Dorf festsitzen wollen – und dem Umsteigen – einmal Umsteigen in Berlin mit Kind, Gepäck und Kindersitz. Mit einer guten halben Stunde für das Umsteigen wird das wohl anstrengend aber durchaus machbar, denke ich.

Also buche ich das Ticket. Und mit dem Bus aus unserem Dorf zum Abfahrtsbahnhof zu fahren, ist auch drin. Mein Kind freut sich. Bus- und Bahnfahrten sind wie kleine Abenteuer für ihn.

Die Hinfahrt

Vorbereitungen

Den ersten kleinen Dämpfer bekommt mein Kind, als ich ihm erklären musste, dass er nicht seine ganzen Kuscheltiere und auch nicht allzu viel sonstiges Spielzeug mitnehmen kann. Wir einigen uns darauf, dass er seinen kleinen Rollkoffer selbst packen und sein Kuschelkissen mitnehmen darf.

Am Tag der Abfahrt ist bereits alles gepackt. Auf den großen Koffer mit Kleidung, Zahnbürsten usw. wird der Kindersitz geschnallt. Der Rucksack mit dem Essen kommt auf meinen Rücken und meine Handtasche über meine Schulter.

Mein Sohn soll mit der einen Hand sein Rollköfferchen ziehen und mit der anderen meine Hand anfassen. Aber er will unbedingt noch zwei große Kuschelschlümpfe mitnehmen. OK, nach einigem Hin und Her finden sie in einem Beutel Beutel Platz, den ich an den großen Koffer hänge. Dann geht es los.

Busfahrt

Auf dem Weg zum Bus verfluche ich bereits innerlich meine Entscheidung für den Bus statt Taxi. Aber wir kommen heil zur Bushaltestelle, und das glückliche Gesicht meines Sohnes, als er stolz auf dem Sitz ein paar Stufen über mir thront, während ich auf einem der Klappsitze das Gepäck am Wegrollen hindere, söhnt mich wieder aus.

Der Weg vom Busbahnhof zum Bahnhof ist dann nicht mehr so weit und weniger holprig. Das klappt ganz gut.

Wir haben noch ungefähr eine Stunde bis zur Abfahrt des Zuges. Essen und dem Treiben auf dem Bahnhof zusehen beschäftigen mein Kind ausreichend, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

ICE bis Berlin

Dann ist der Zug da. Kind und Gepäck in den Zug hieven, reservierte Sitze in der 1. Klasse suchen – alles kein Problem. Aber wohin mit dem Gepäck? Alles voll. Es bleibt nur die Ablage über den Sitzen. Der Kindersitz ist rasch vom Koffer abgeschnallt und zusammen mit den kleineren Gepäckteilen in der Ablage verstaut. Der große Koffer ist da schon eher ein Problem. Glücklicherweise greift ein anderer Passagier beherzt zu und hievt mit mir gemeinsam den Koffer in die Ablage. Passt! Endlich rund 2 Stunden entspanntes Fahren.

Mit Plappern, Essen, Tablet usw vergeht die Zeit wie im Flug. Und schon sind wir in Berlin angekommen.

Regionalzug von Berlin zu unserem Ziel

Das Umsteigen an sich in Berlin ist überhaupt kein Problem. Die gute halbe Stunde reicht völlig. Ich kann meinem Kleinen sogar den Wunsch nach der Rolltreppe erfüllen, auch wenn das mit dem ganzen Gepäck gar nicht so einfach ist.

Leider ist unser Anschlusszug, eine doppelstöckige Regionalbahn krachend voll. Der vorhergehende Zug in die Richtung war nämlich ausgefallen, und noch dazu ist gerade Stoßzeit. Mit Kind und dem ganzen Gepäck ist es gar nicht so einfach, überhaupt noch in die Bahn zu kommen. Wir müssen uns in den Gang stellen. Mein Kind steht in der Ecke, von unserem Gepäck und einer Haltestange geschützt vor dem Andrang der anderen Passagiere. Ich stehe mehr oder weniger in der Tür zum Abteil.

Wie die Ölsardinen kommen wir uns vor. Nach kürzester Zeit klebt meine Kleidung an mir, und die Luft im Zug lässt sich fast schneiden. An einem der nächsten Bahnhöfe quetscht sich mit Mühe und Not ein Familienvater mit Kinderwagen und drei weiteren Kindern in den Zug. Nun kann sich niemand mehr rühren. Trotzdem schaffen es offenbar an jedem Bahnhof die Aussteigewilligen hinaus.

Langsam aber sicher leert sich der Zug. Irgendwann schaffen wir es, uns auf einen Sitz in einem 2.-Klasse-Abteil zu setzen. Der Kleine sitzt auf meinem Schoss, während ich irgendwie gleichzeitig das Gepäck sichern muss.

Aber immerhin kommen wir zur geplanten Zeit an. Endlich!

Die Rückfahrt

Regionalbahn bis Berlin

Diesmal ist die Regionalbahn nahezu völlig leer, als wir einsteigen. Aber das ist an der Stelle eigentlich immer so. Voll wird es erst später. Aber unsere Plätze sind erst einmal gesichert. Und der Kleine kann entspannt seine heißgeliebten Windräder betrachten.

Kurz vor Berlin heißt es dann, es gäbe einen zusätzlichen Halt in Lichtenberg. Dadurch käme es zu einer Verspätung. OK, das sollte kein Problem sein. Wir haben ausreichend Umsteigezeit in Berlin. Leider sollte es doch noch zum Problem werden.

Kurz vor Lichtenberg heißt es dann plötzlich, der Zug sei defekt und müsse in Lichtenberg ausgetauscht werden. In 20 Minuten würden wir weiterfahren können. Auch damit hätten wir unseren Anschlusszug noch bekommen.

Leider weiß auf dem Bahnhof in Lichtenberg niemand Bescheid. Der Ersatzzug lässt auf sich warten. Keiner kann uns sagen, ob und wie wir noch unseren Anschlusszug erreichen können. Aus den angekündigten 20 Minuten werden geschlagene 80 Minuten. 80 Minuten mit einem kleinen Kind auf einem zugigen Bahnsteig ohne Infos und ohne Schutz vor dem eisigen Wind. Mein Kind weint. Andere Passagiere bieten uns Essen an, weil sie denken, der Kleine hat Hunger. Aber Essen haben wir selbst genug. Das Problem ist nicht der Hunger. Er hat einfach Angst, wir würden es nicht mehr nach Hause schaffen. Trotzdem empfinde ich Dankbarkeit für die liebe Geste.

Als der Ersatzzug endlich einfährt, ist die Erleichterung nicht nur bei uns groß. Ein paar Minuten später erreichen wir den Berliner Hauptbahnhof. Unser Anschluss-ICE ist natürlich schon weg.

ICE Richtung zuhause

Im Reisecenter bekommen wir ein Ticket für den nächsten ICE, der zwei Stunden nach dem eigentlich geplanten fährt. Also heißt es Warten.

Als wir endlich im ICE sitzen, hat mein Kind seine Angst vergessen. Tablet und Windräder vertreiben ihm die Zeit. Die Fahr verläuft problemlos. Aber wir kommen nun erst spätabends am Zielbahnhof an. Der Bus in unser Dorf fährt um die Zeit nicht mehr. Also bleibt nur noch ein Taxi. Teures Vergnügen!

Ende gut, alles gut – Odyssee beendet

Letztlich kommen wir gegen halb zehn zuhause an. Das Bett ist das einzige, woran ich noch denken kann. Mein Kleiner darf bei mir im Bett schlafen.

Leider ist das nicht unsere erste vermasselte Bahnfahrt. Ich würde sehr gern öfter die Bahn nutzen, wenn sie denn verlässlicher wäre. Mein Ziel ist nämlich eher weniger Stress als mehr Stress.

Welche Erfahrungen habt ihr mit der Bahn gemacht? Ich hoffe, bessere.

Über den Autor des Beitrages: Anja

Viele Ereignisse in meiner Vergangenheit haben nach und nach dazu geführt, dass ich mich immer mehr für Nachhaltigkeit interessiert habe. Dieses Interesse spiegelt sich in diesem Blog wieder. Hier schreibe ich über das, was mich beschäftigt. Und nein, ich bin weder perfekt noch die absolute Expertin. Ich mache mir einfach nur Gedanken über unsere Zukunft und möchte diese Gedanken mit euch teilen. Denn unsere Zukunft geht uns alle an.

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